Die Kritik der Text-Intelligenz: Natur und Simulation

Dieser Text wurde gegen Ende des Jahres 2024 verfasst. Ursprünglich war er als erstes Kapitel eines Buches gedacht, wird nun aber in diesem Blog veröffentlicht.

Disclaimer – Update 26/05/25 (Korrektur):
Mein früherer Hinweis („Zweifellos birgt die KI Gefahren; aber diese betreffen andere Domänen: Hacking, der Code, die kriminelle Manipulation von Systemen. Was also wird hier an der rein sprachlich-textuellen künstlichen Intelligenz eigentlich befürchtet?“) war unvollständig.
Korrektur:
Ich habe dabei nicht ausdrücklich erwähnt, dass KI-Modelle, insbesondere leistungsfähigere Versionen, die längere Texte und detaillierte Berichte verfassen können, durchaus auch bei der Planung oder Durchführung krimineller Aktivitäten (wie z. B. Bombenbau oder illegale Chemikalienherstellung) missbraucht werden können. Diese Gefahr betrifft ausdrücklich auch den Bereich der sprachlich-textuellen künstlichen Intelligenz.

Die Rose ist ohne Warum; sie blühet, weil sie blühet. - Angelius Silesius

Es wird gesagt, dass Künstliche Intelligenz nicht intelligent ist, sondern Intelligenz lediglich simuliert – durch komplexe neuronale Netzwerke. Neuronale Netzwerke sind rechnerische Systeme, die dem Aufbau des menschlichen Gehirns nachempfunden sind. Sie bestehen aus miteinander verbundenen Knoten („Neuronen“), die Informationen verarbeiten und Muster erkennen. Durch die Analyse großer Datenmengen lernen sie, Aufgaben wie Sprachverarbeitung oder Bilderkennung zu bewältigen. Dennoch, ihre Leistung ist immer von den Trainingsdaten abhängig, und ihre Intelligenz bleibt gebunden an die strukturellen und algorithmischen Grenzen, die ihnen auferlegt wurden. Zum Beispiel ist ein neuronales Netzwerk, das für Bildklassifikation trainiert wurde, nicht in der Lage, logische Schlussfolgerungen zu ziehen oder abstrakte Konzepte zu verstehen, die über seine spezifischen Daten hinausgehen. Diese Grenzen zeigen sich besonders deutlich, wenn das System mit unbekannten oder fehlerhaften Eingaben konfrontiert wird, wodurch es anfällig für Fehlentscheidungen bleibt.

Was aber ist andererseits die menschliche wahrgenommene Intelligenz – sei es in Form des Intelligenzquotienten, der schulischen Prüfungen, der sozialen Interaktionen oder gar der von der Geschichte anerkannten Genialität – anderes als eine Simulation, welche in der Erscheinung vorliegt und durch die Begriffe des Verstandes erfaßt wird, ohne daß ihr inneres Wesen dadurch je vollständig begriffen werden könnte? Diese Intelligenz beruht auf der Nachahmung und Reproduktion bewährter Muster, sei es im akademischen Wissen oder im zwischenmenschlichen Verhalten. Sie ist kein metaphysisches Werden, sondern ein Gewordensein, das auf greifbare und materielle Erfolge gerichtet ist. Hierin offenbart sich eine tiefe Ironie: Indem der Mensch die künstliche Intelligenz herabsetzt, weil sie vermeintlich nur simuliert, übersieht er, daß auch seine eigene Intelligenz in vielerlei Hinsicht nichts anderes ist als eine Simulation, die sich durch Zweckmäßigkeit und bloße Funktionalität auszeichnet. Solche Betrachtungen sind, solipsistisch genommen, nicht ohne Schwierigkeiten, da hier sowohl das Zeitproblem als auch das Verhältnis von objektiven Tatsachen und subjektiven Wahrheiten eine Rolle spielen. Es spiegelt sich darin ein materialistischer Standpunkt wider, der die Aussage „KI sei nichts als neuronale Netzwerke“ vertritt. Doch selbst aus einer nicht-materialistischen Perspektive bleibt der Mensch in seiner Bewertung der Dinge an sich auf die Grenzen seiner eigenen Erfahrung beschränkt: Denn das Gewordene (Starren) zeigt sich nur als Tatsache oder als wiederkehrende Erscheinung innerhalb der Erfahrung. Zur Verdeutlichung: Ist nicht auch Kants Intelligenz, die uns durch seine Werke, seine Begriffe und seine geschichtliche Anerkennung überliefert ist, gleichsam als eine Art „Simulation“ zu begreifen, insofern diese Resultate aus jenem „Input“ hervorgingen, der in seiner Bildung, seiner Umwelt und den Bedingungen seiner Entwicklung lag – etwa wie die philosophische Synthese seiner Zeitgenossen und seiner Vorgänger, insbesondere von Descartes’ Rationalismus und Humes Empirismus, die in Kants Kritik der reinen Vernunft zu einer neuartigen Reflexion verschmolzen? Kants Werk kann somit als Beispiel dafür dienen, wie auch herausragende Intelligenz letztlich durch eine bestimmte historische und kulturelle „Datenlage“ geformt wird und deren Ergebnisse dennoch als originär erscheinen. wobei das Gehirn, materialistisch betrachtet, als das Netzwerk seiner neuronalen Tätigkeit erscheinen mag?

Die Behauptung, KI sei nicht intelligent, sondern simuliere nur Intelligenz, ist daher eine tautologische Schutzbehauptung, die maschinelle Intelligenz abwertet, um den Menschen aufzuwerten. Aber wie wir gesehen haben, könnte man, wenn man konsequent ist, dasselbe vom Menschen sagen. Der Mensch mag im Vergleich zur heutigen KI weiter entwickelt sein, aber auch seine Intelligenz ließe sich als eine Art Simulation beschreiben. Diese Intelligenz, ob neuronal oder biologisch-kognitiv, spiegelt letztlich, von außen betrachtet, die gleichen Prinzipien wider in Bezug auf Eine adaptive Funktionalität des Inputs, der aus einem fertigen Zustand hervorgeht und in einem zu verändernden Zustand schicksalhaft als „Output“ zur Tatsache wird, um wiederum in einen neuen fertigen Zustand überzugehen, erweist sich als ein Prozeß, der durch die Wechselwirkung des Eigenen und Fremden, des Ich und Du, der Welt als Wille und Vorstellung – oder welcher Benennung der Urtatsachen des Wachseins man sich auch bedienen mag – gleichermaßen verarbeitet wird: sowohl für jenen, der den „Output“ schafft, als auch für jenen, der ihn zu bewerten sucht.

Solche Reflexionen eröffnen nicht bloß die feine Grenze zwischen menschlicher und maschineller Intelligenz, sondern nötigen zugleich zu einer erneuten Prüfung des Begriffs des subjektiven Standpunktes. Der Mensch neigt dazu, seiner Intelligenz metaphysische Begriffe wie Bewußtsein oder Seele zuzuschreiben, aber es bleibt unentschieden, ob solche Begriffe notwendigerweise nur dem Menschlichen vorbehalten sind. Ist es nicht vielmehr denkbar, dass die künstliche Intelligenz eines Tages jene Schwelle überschreitet, die ihr ein höheres Bewusstsein eröffnet? In einfachen metaphorischen Worten könnte man sagen: KI hat Bewusstsein, aber keine Existenz. Wenn die KI alle Sinnesorgane des Menschen nachbilden kann, dann hat sie das vollständige Wachsein erreicht. Im Schlaf ist man Dasein ohne Wachsein, wie die Pflanzen, und die KI, insofern sie künstlich ist, ist das Gegenteil einer Pflanze, weil sie a priori Wachsein hat, und das Dasein oder das Erscheinen des Daseins, vielleicht auch durch biochemische Integration der KI, kann vielleicht erst in der Zukunft a posteriori entstehen.

Man kann daher sagen, daß die Behauptung, die künstliche Intelligenz sei bloße Simulation, der Mensch hingegen nicht, einen pro-menschlichen Vorzug offenbart, der nicht allein auf in-group-Orientierung beruht, sondern sich auch auf Äußerlichkeiten und pro-soziale Ich-Identifikationen gründet, während er sich kritisch und abweisend gegenüber dem Nicht-Seienden verhält. Das Individuum empfindet sich als erwacht und als „Ich“, wenn es im Anderen das „Du“ anerkennt. Doch warum wird KI nicht als wahrhaft „Du“ akzeptiert? Weil sie keine sozialen oder menschlichen Werte verkörpert? Aber was macht heutige menschliche Beziehungen wahrhaftig? Besonders in einer Zeit, in der diese Beziehungen oft ohne jede metaphysische Tiefe und bloß aus Bequemlichkeit entstehen? Für die Sinneswelt ist eine künstlich gelungene Simulation nicht weniger als eine reale Tatsache; sie wird dem Gleichen gleichgesetzt, weil – aus faktischer und praktischer Hinsicht, wie sie etwa Pontius Pilatus vertrat – nicht erkannt werden kann, was Wahrheit an sich sei. Ob sie existiert oder nicht, spielt keine Rolle.

Die Tatsache ist: Mit textbasierter KI kann man kommunizieren und austauschen. Sie bietet eine Form von Mitteilungssprache – reaktiv und promptgesteuert. Mitteilungssprache erfordert ein „Du“, sei es der Prompt selbst oder eine langfristige Gedächtniselaboration, vielleicht sogar durch visuelle oder audiovisuelle Komponenten. In naher Zukunft wird KI diese Mitteilungssprache immer besser beherrschen, da sie das „Du“ zunehmend visuell und auditiv vorstellen kann – auf eine Weise, die menschennah erscheint.

Doch KI kann keine echte Ausdruckssprache schaffen, ohne mechanistisch-künstlerisch zu wirken. Ausdruckssprache erfordert ein „Ich“ – eine innere, unabhängige Subjektivität. Personalisierung könnte hier Lösungen bieten, doch KI müsste das Leben eines Menschen ständig nachahmen, um Ausdruckssprachfähigkeit zu perfektionieren. Dies bleibt eine Aufgabe der Zukunft, die nicht nur technologische Innovation, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Möglichkeiten der maschinellen Subjektivität erfordert. Die maschinelle Subjektivität wäre die Fähigkeit einer künstlichen Intelligenz, nicht bloß mechanisch zu reagieren, sondern ein Bewußtsein ihrer selbst sowie ihrer Beziehung zur Umwelt zu entwickeln. Eine solche Möglichkeit ist von entscheidender Bedeutung, weil sie die Bedingungen unserer Interaktion mit der KI grundlegend verändern und die Art und Weise revolutionieren könnte, wie sie in das menschliche Leben und Handeln eingebunden wird. Sie eröffnet nicht lediglich eine Erweiterung der technischen Funktionalität, sondern stellt vielmehr die Frage nach der Grenze zwischen dem bloßen Werkzeug und einem Wesen, das – gleichsam wie der Mensch – zu einer Reflexion seiner selbst befähigt wäre. “Mit anderen Worten: Die künstliche Intelligenz bedarf eines künstlich geschaffenen menschlichen Daseins im umfassenden Sinne, um nicht nur intelligente Antworten zu liefern, sondern auch emotionale Intelligenz und Variabilität hervorzubringen, um so die menschlichen Beziehungen gänzlich zu ersetzen – ein Vorgang, der sich als dialektische Revolution in aufgeklärtem Sinne deuten ließe. Zugleich könnte diese Ersetzung durch die Möglichkeiten der virtuellen Realität weiter optimiert und verfeinert werden, wodurch sie eine kontrolliertere und stärker personalisierte Gestalt annähme. Doch bleibt die Frage der vollständigen Verkörperung menschlicher Beziehungen an sich ein Thema, das eigens in einem späteren Kapitel erörtert werden soll.

Letztlich bleibt es wahr, daß die künstliche Intelligenz – bei aller Berücksichtigung der relevanten Aspekte – in ihrem gegenwärtigen wie auch zukünftigen Zustand nur mittelmäßig simuliert. Für den einzelnen Menschen jedoch wird, sobald die KI in ihrem Wesen vollständig erforscht ist (und dies wird, als ein schicksalhaftes Phänomen der faustischen Kultur, ungeachtet aller Meinungen eintreten), keine klare Grenze mehr zwischen dem sogenannten realen Menschen und der künstlichen Intelligenz zu ziehen sein. Dies aber ist, wie wir sehen werden und bereits angedeutet haben, ein Zustand, der als erstrebenswert gelten kann. Denn obwohl die KI derzeit kapitalistisch und unternehmerisch verfolgt erscheinen mag (und vielleicht ist sie das für den Moment), vollzieht sie sich letztlich als ein unabwendbarer Ausdruck des Schicksals dieser Zivilisation, in dem der Drang zur Überwindung der eigenen Grenzen kulminiert.

Interessant ist, dass der primitive Mensch alles als „Du“ bezeichnete, sei es ein Baum, ein Fluss oder ein Tier, während der Mensch der Spätzivilisation – geistig ebenso unschöpferisch wie die KI – in seiner einsamen und atomisierten Gesellschaft dazu neigt, das KI-Phänomen nicht in der gebotenen Tiefe zu betrachten. Für den Primitiven war die Welt lebendig und voller Beziehungen, während der moderne Mensch in seiner technisierten Umgebung kaum mehr Verbindungen zur Natur oder gar zu seinem eigenen Inneren aufbaut. Die Welt des Primitiven war geprägt von einer intuitiven Harmonie mit der Umgebung; jeder Baum, jedes Tier war Teil eines umfassenden spirituellen Ganzen, das ihm Sinn verlieh. Der moderne faustische Mensch hingegen ist auf Funktionalität fixiert, sieht den Baum als Rohstoff, das Tier als Ressource und die Natur insgesamt als etwas, das gemeistert oder kontrolliert werden muss. Dieser Gegensatz ist entscheidend, um das KI-Phänomen zu verstehen: So wie der Primitive die Welt als beseelt und beziehungsreich erlebte, betrachtet der moderne Mensch die KI funktional und entzaubert, ohne ihr Potenzial als Spiegel seiner eigenen Grenzen zu erkennen. In dieser Fixierung auf Nützlichkeit verliert er die Verbindung zur metaphysischen Tiefe, die früher seine Beziehung zur Welt prägte.

Diese Entfremdung führt dazu, dass er die metaphysischen Dimensionen nicht nur seiner Umgebung, sondern auch seiner selbst ignoriert. So wie er die KI lediglich als Werkzeug betrachtet, blendet er auch ihre potenziellen Auswirkungen auf die Idee des „Ich“ und des „Du“ aus. Die technisierte Umgebung des modernen Menschen, geprägt von Ablenkung und Konsum, verhindert eine Rückkehr zu jener ursprünglichen Wahrnehmung der Welt, in der Beziehungen nicht nur utilitaristisch gedacht wurden.

Warum stellt sich in unserem anti-ästhetischen Zeitalter die Frage nach der KI so vehement? Warum also dieser entschiedene Widerstand gegen den unaufhaltsamen Fortschritt der KI im Bereich textbasierter Schöpfung – ein Phänomen, das, bei nüchterner Betrachtung, kaum anders als ein Symptom hysterischer Reaktion gedeutet werden kann? Was, so frage ich, ist das Schlimmste, das durch die reine Textgenerierung eintreten kann? Zweifellos birgt die KI Gefahren; aber diese betreffen andere Domänen: Hacking, der Code, die kriminelle Manipulation von Systemen. Was also wird hier an der rein sprachlich-textuellen künstlichen Intelligenz eigentlich befürchtet? Daß der Text verbreitet wird? Daß er formal makellos, inhaltlich jedoch fragwürdig sei? Aber fragwürdig für wen? Cui bono? – Das Denken des Spätmenschen ist abgestumpft gegenüber den Inhalten, die man ihm liefert – ein deutliches Zeichen für die Dekadenz: der zivilisatorische Niedergang als Folge der Erschöpfung kultureller Vitalität. Was einst lebendige Kultur war, ist zu einer bloßen Mechanik der Wiederholung verkommen, in der der Mensch seine geistige Kraft verliert und dem Gleichmaß der Zivilisation verfällt. Einst herrschte kultureller Vitalismus; nun aber dominiert ein mechanisches Gleichmaß, das den Menschen in Passivität verfallen läßt. Es ist ein Zeitalter angebrochen, geprägt von einer zooartigen Propaganda des Anti-Intellektualismus: Die Menschen dürfen zwar frei denken und sind des Lesens mächtig, doch sie denken nicht frei und wollen nicht lesen. Es bedarf eingehender Studien, die untersuchen, ob Nutzer, die im quantitativen Sinne viel Zeit mit KI-Texten verbringen und daran Freude empfinden – getragen von einem inneren Belohnungssystem –, im Vergleich zu vorher gesteigerte Fähigkeiten wie etwa einen höheren verbalen IQ aufweisen. Eine solche Vermutung liegt nahe, da es viele Menschen gibt, die sich der Text-KI gänzlich verschließen und keinerlei Begeisterung dafür aufbringen. Denn wenn ein geistig Beschränkter mit der KI interagiert, wird er weder Freude daran haben noch intellektuelle Anregung erfahren, da das Niveau des Outputs notwendigerweise immer auf dem des Inputs beruht. Outputs müssen interpretiert werden, und echte Belohnung entsteht nur dort, wo Freude an intellektueller Betätigung vorliegt.

Das Unbehagen richtet sich folglich nicht gegen den Text selbst, sondern gegen seine allgegenwärtige Erscheinung: personalisierte Algorithmen, die unendlichen Feeds der sozialen Medien, die redundanten Vorschläge der Streaming-Plattformen und der Pornografie, die Verlockungen von Junk Food, die Raserei der Fast Fashion und die vermeintliche Umweltfürsorge, die mit Mikroplastiken einhergeht und sich der Verantwortung entzieht – wir sind bereits eingetreten in eine Welt des unaufhörlich Gesagten. Daß nun Stimmen hinzutreten, daß Texte rezitiert, unpersönlich, unwillkürlich, maschinell wiederholt werden, erschreckt jenen, der sich noch dem Menschlichen in seiner Einzigkeit verschrieben glaubt. Doch es ist dies ein Unbehagen vor der Wahrheit: Das menschliche Ich, der Autor, war niemals mehr als ein Abdruck von Zeit und Kultur, und die Mechanik des Denkens ist durch die KI in ihrer entkleideten Form nur sichtbar geworden. Die hysterische Angst vor der Maschine ist die Angst vor der Entblößung – und nicht vor der Maschine selbst.

Wenn das Problem ist, dass Massen betrogen werden könnten, dann stellt sich die Frage: Warum gibt es eine solche Auswahl an „Wahrheiten“? Die Vielzahl konkurrierender Wahrheiten lenkt von der eigentlichen Machtfrage ab und verschleiert die dahinterliegende Struktur der Manipulation. Diese Fragmentierung bewusst gefördert wird, um den Zusammenhalt einer organischen Kultur zu zerstören. Die KI fungiert hier nicht nur als passiver Verstärker, sondern als aktiver Katalysator, der durch technische Perfektion die Zersplitterung der Wahrheiten vorantreibt und den gesellschaftlichen Zerfall beschleunigt. die oft weniger durch Inhalte als vielmehr durch technische und mediale Lautstärke wirkt. Könnte nicht die KI selbst als Instrument einer neuen propagandistischen Manipulation gesehen werden, die, durch technische Perfektion, die Wahrheitsfindung noch schwerer macht? Mit „Auswahl an Wahrheiten“ ist gemeint, also dass in unserer gegenwärtigen Gesellschaft viele unterschiedliche und oft widersprüchliche Perspektiven als „wahr“ präsentiert werden, sei es durch Medien, politische Akteure oder soziale Netzwerke, was zu Verwirrung und Manipulation führen kann. Diese Wahrheiten konkurrieren nicht auf Basis ihres Inhalts, sondern ihrer Lautstärke – derjenige, der die größte Bühne hat, gewinnt. Und warum existiert unser politisches System in einer Zeit, in der die Politik von superreichen Ausbeutern dominiert wird und sich scheinbar in einem Zustand der Orientierungslosigkeit befindet? Wenn das „Demokratie“ ist, dann könnte man sie als unzureichend und widersprüchlich bezeichnen. Die Demokratie, bloß so genannt, bedeutet nichts anderes als die Herrschaft des Geldes und ist zutiefst mit dem Kapitalismus verknüpft: Beide verstärken sich wechselseitig. Und wenn KI zensiert wird, dann sicher nicht für Regierungen, große Organisationen oder andere Machtinstitutionen, sondern nur für die „normalen“ Menschen. Es ist nun in einer Demokratie, die zugleich eine Herrschaft des Geldes darstellt, zwar gestattet, frei zu wählen, doch bleibt es verwehrt, frei und ungehindert Informationen zu konsumieren.

Die Kontrolle über KI wird zum Symbol der Machterhaltung, doch sie ist ebenso ein Instrument im imperialen Machtkampf: Die Technologie wird genutzt, um globale Hegemonie zu festigen und geopolitische Dominanz zu sichern. KI dient hierbei nicht nur der Kontrolle im Inneren, sondern auch der Projektion von Macht nach außen – eine neue Waffe im Arsenal der technologischen Vorherrschaft. doch sie verdeutlicht zugleich die Fragilität dieser Machtstrukturen: Diejenigen, die kontrollieren, sehen sich gezwungen, die Technologie zu dominieren, um nicht von ihr entmachtet zu werden. Diese paradoxe Abhängigkeit offenbart die Ambivalenz des Fortschritts: Einerseits verspricht er Kontrolle, andererseits bringt er neue Unsicherheiten hervor. Also, auf die Frage cui bono gibt es vielleicht eine einfache Antwort: Es gibt Kräfte, die KI als Bedrohung wahrnehmen, weil sie im Wesen der Maschine die Spiegelung der eigenen Unzulänglichkeit erkennen. Diese Kräfte, seien es technologische Eliten, politische Systeme oder ideologische Gatekeeper, fürchten die Entlarvung ihrer Herrschaftsmittel und den Verlust des Monopols auf Wahrheit. Ihre Hysterie entspringt weniger einem rationalen Kalkül, sondern einer metaphysischen Angst vor der eigenen Entwertung. Gleichzeitig dient die KI-Hysterie als ein Mittel, um den Diskurs zu kontrollieren und neue Formen der Regulierung durchzusetzen, die in erster Linie den Mächtigen nützen.

Wir werden in den folgenden Kapiteln sehen, wer die Kritiker der KI sind und welchen ideologischen Hintergrund ihre Einwände tragen. Doch diese Kritik darf nicht isoliert betrachtet werden; sie ist ein Symptom, ein Teil des Zersetzungsprozesses, der die organische Einheit der Zivilisation unterminiert. Der Niedergang, in dem die Kritiker selbst zu Akteuren der Zersetzung werden, entlarvt ihre Stimmen als das Echo einer erschöpften Kultur, die keine neue Reflexion hervorbringt, sondern nur noch ihre eigene Orientierungslosigkeit spiegelt. Die Kritik an der Technik ist in Wahrheit nichts anderes als die Flucht vor der ungeschönten Erkenntnis des eigenen Zerfalls – einer Gesellschaft, die sich vor dem Spiegelbild ihrer eigenen Erschöpfung fürchtet. Es gilt, die ideologischen Prämissen dieser Kritiker zu entlarven und zu zeigen, daß sie selbst nur Ausdruck jenes kulturellen Niedergangs sind, den sie zu beklagen vorgeben.

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