Kritik der Text-Intelligenz: Zur Gegnerschaft gegenüber Künstlicher Intelligenz

Dieser Text wurde gegen Ende des Jahres 2024 verfasst. Ursprünglich war er als zweites Kapitel eines Buches gedacht, wird nun aber in diesem Blog veröffentlicht.

Alles in der Welt lässt sich ertragen, nur nicht eine Reihe schöner Tage.
— Johann Wolfgang von Goethe

Warum sollte man gegen Text-KI sein? Warum sollte man diese Technologie auf die rein textuelle Ebene beschränken? Diese Frage haben wir bereits gestellt. Und die kurze Antwort lautet: Es gibt keinen Grund. Dennoch wird die textuelle KI zensiert oder langsam freigegeben, und dies geschieht nicht ohne metaphysische Bedeutung. Die explizite oder implizite Zensur ist das Ergebnis eines Drucks, der aus zwei Richtungen kommt: von innen und von außen. Jacques Ellul beschreibt in seinem Buch Die Technische Gesellschaft eindrucksvoll, wie technische Entwicklungen zu selbstverstärkenden Systemen werden, die nicht nur die Strukturen der Gesellschaft prägen, sondern auch subtile Formen der Kontrolle und Einschränkung hervorbringen. Er betont, wie diese Systeme durch ihre Eigendynamik unsere Handlungsfreiheit beeinflussen und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse tiefgreifend verändern, oft ohne dass sich die Betroffenen der Tragweite dieser Prozesse sofort bewusst sind. Um die Relevanz seiner Thesen in einem Nicht-KI-Kontext zu verdeutlichen, könnten Beispiele wie der Einfluss von Algorithmen auf soziale Netzwerke oder die Abhängigkeit moderner Arbeitswelten von automatisierten Prozessen herangezogen werden.

In psychologischer Hinsicht lässt sich also innerhalb des KI-Unternehmertums ein duales Phänomen beobachten: Zum einen jene Menschen, die aus einer inneren Überzeugung heraus die KI als potenzielle Gefahr oder Übersteigerung des Menschlichen betrachten. Zum anderen trifft man auf Individuen, die durch Kompensation, oft getrieben von einem Bedürfnis nach Bedeutung, ihre Rolle in der technologischen Welt überbetonen – möglicherweise aus fehlender Glaubwürdigkeit oder eigener Unsicherheit. Diese Kompensation, gepaart mit einem gewissen Narzissmus, schafft eine eitle Haltung. Oftmals begegnet man einer Mischform beider Tendenzen, die sich als ein Spektrum psychologischer Dynamiken darstellen lässt.

Dieses Phänomen spiegelt sich in der Unternehmenskultur wider, wenn auch nicht unbedingt in der KI-Unternehmenskultur, z. B. in einer Studie vom Juni 2024, nach der nur jedes fünfte Unternehmen künstliche Intelligenz aktiv einsetzt. Als Gründe für den Verzicht auf den Einsatz von KI wurden Datenschutzbedenken, Wissensdefizite und Unsicherheiten im Umgang mit rechtlichen Rahmenbedingungen genannt. Die Datenschutzbedenken etwa, die eine zentrale Rolle spielen, können als Ausdruck einer Kastrationsangst gedeutet werden. Hier tritt die strenge Regulierung durch staatliche Institutionen und mächtige Unternehmen als Über-Ich-Instanz auf, die den freien Handlungsspielraum einschränkt und das Gefühl von Machtlosigkeit verstärkt. Natürlich sind diese Freud’schen Definitionen mit Vorsicht zu genießen, aber sie sind gut, um zu veranschaulichen, warum einige Menschen so starke Anti-KI Ansichten haben konnten.

Die Zögerlichkeit, die aus Wissensdefiziten resultiert, weist auf narzisstische Wunden hin. Einerseits könnte dies eine Abwehrreaktion sein: Die Ablehnung von KI dient dazu, das eigene grandiose Selbstbild zu schützen (“Ich brauche keine künstliche Intelligenz, ich bin der KI überlegen”). Andererseits könnten unbewusste Schuldgefühle und verdrängte Konflikte die Entscheidungsfähigkeit lähmen, was sich in einer ambivalenten Haltung zeigt. Die innere Spannung zwischen Ablehnung und Faszination erzeugt eine kognitive Dissonanz, die nicht leicht aufgelöst werden kann.

Die Unsicherheit im Umgang mit rechtlichen Rahmenbedingungen schließlich trägt Züge einer paranoiden Projektion. Die Unklarheit über die Vorschriften wird als äußere Bedrohung erlebt, welche die psychische Stabilität gefährdet. Dies spiegelt eine Form von Angst wider, die sich ins Unermessliche steigert: Was ist, wenn das Gesetz sich als unberechenbarer Schatten entpuppt, der jederzeit zuschlagen kann?

Solche Ängste können nur dann gerechtfertigt erscheinen, sofern die Plattform als tatsächliche Bedrohung innerhalb der empirischen Sphäre wahrgenommen wird, wie beispielsweise in der Sphäre der Außenpolitik, wo OpenAI gemäß eigener Berichte ChatGPT-Konten sperrte, da Hinweise vorlagen, dass diese mit einer iranischen Gruppe assoziiert waren, die Zwietracht unter den Wählern der Vereinigten Staaten zu säen suchte. Gleichwohl ist dies keine Bedrohung, die intrinsisch aus der Plattform selbst entspringt, sondern vielmehr Ausdruck geopolitischer Spannungen. Es handelt sich auch um ein einfaches Kontenverbot und nicht um eine Drohung mit den oben genannten Bedenken. Im Übrigen geht es letztlich nicht um Spannungen zwischen KI-Unternehmen und anderen, nicht KI-bezogenen Unternehmen, sondern um Spannungen, die sich aus globalen Konflikten ergeben. Open AI, zum Beispiel, trägt Verantwortung als ein amerikanisches Technologieunternehmen, und obwohl die USA keine zentrale staatliche Autorität haben, sondern ein freier Kapitalismus sind, der von Geld dominiert wird, gibt es immer “checks and balances” für ein Unternehmen wie OpenAI in Bezug auf die grundlegenden rechtlichen, juristischen, politischen und letztlich gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. So wird OpenAI teilweise Teil der US-Regierung in einer Art symbiotischer Synthese, wenn es um die grundlegenden “fairen Praktiken” innerhalb der USA und die gesetzlichen Praktiken geht, eine Integration, wie sie bei jedem Unternehmen vorkommt. Teilweise dient es aber auch als Propagandamittel der USA. Und hier liegt die eigentliche Bedrohung, nicht in den oben genannten Rationalisierungen in der sogenannten Unternehmenskultur. Der einzige legitime Grund, sich von US-Unternehmen KI zu ziehen, ist vielleicht, wenn man nicht an die Rechtsstaatlichkeit in den USA glaubt, aber die meisten Zögerer glauben daran, zumindest genug, um den Staat zu bitten, KI zu “regulieren”.

Das Problem ist jedoch, dass Unternehmen wie Open AI Finanzmittel benötigen. Selbst Elon Musk wollte eine gewinnorientierte Open AI. Wenn Unternehmen KI nicht nutzen, wird die Offenlegung der Technologie langsamer erfolgen und die Gebühren für den einzelnen Nutzer werden höher sein. Und der Vorwurf jener zögerlichen Unternehmen, die sich weigern, Dienstleistungen der KI zu unterstützen, entspringt aus einer Fehlschlusskette, deren Prämissen unzulänglich geprüft worden sind.

Wenn wir von externem Druck sprechen, so sprechen wir notwendig von der öffentlichen Meinung, dem Druck der Medien und anderer äußerlicher Einflüsse. Dieser Druck hindert nicht die technologische Entwicklung als solche – denn sie gehört zum unabänderlichen Lauf des kulturellen Schicksals der faustschen Hochkultur –, sondern vielmehr deren gerechte Verteilung unter den Menschen. Jacques Ellul weist in seinen technikkritischen Schriften, darauf hin, dass die Technik nicht nur fortschrittliche Entwicklungen schafft, sondern auch soziale Ungleichheit verschärfen kann, da sie sich oft in den Händen weniger konzentriert. Dies verstärkt systematische Ungerechtigkeiten und lässt eine gerechte Verteilung technologischer Errungenschaften in weite Ferne rücken. So haben Regierungen und Großkonzerne vermutlich schon lange vor der Veröffentlichung von ChatGPT KI auch zu Propagandazwecken eingesetzt. Der Druck liegt also nicht nur in der kulturellen Bestimmung des Menschen, sondern auch in der Wirtschaftsordnung, die sich in ihrer kapitalistisch-unternehmerischen Form als vernunftwidriges Faktum darstellt und nur als solches erkannt werden kann.

Der Kapitalismus der Gegenwart ist bei näherer Betrachtung weniger ein theoretisch-logisches System als vielmehr Ausdruck dessen, was man den „angloamerikanischen Instinkt“ nennen könnte: kein Konzept, sondern eine reale Erscheinung, die sich im historischen Verlauf des Zweiten Weltkriegs mit Macht durchgesetzt hat. Es existiert nicht als Idee, sondern als praktisches Faktum auf der Ebene des Imperium Mundi und entfaltet seine Wirkung ohne Rücksicht auf die Individuen, die ihm unterworfen sind. Es ist daher eine Konsequenz dieser Ordnung, dass der Begriff einer zentralen, moralisch verpflichtenden Autorität verdrängt wird, zugunsten des Individualismus, der Eigenständigkeit und des Wettbewerbs. Hieraus entspringt das Bild des erfolgreichen Unternehmers, dessen äußere Erscheinung – die Kleidung, der Anzug – gleichsam zum Symbol des kapitalistischen Geistes wird, während der sozialistische Mensch, der Uniform und Abzeichen trägt, eine Randerscheinung bleibt. Wer sich für dieses Thema interessiert, dem sei das Buch Preußentum und Sozialismus von Oswald Spengler empfohlen.

Nun folgt aus dieser Ordnung mit Notwendigkeit, dass Pflichtbewusstsein, wie es in staatlich regulierten Gesellschaften zu erwarten wäre, in einem solchen Umfeld kaum gedeihen kann. Die künstliche Intelligenz, deren Entwicklung kulturell motiviert ist, wird folglich als Konsumgut verbreitet und nicht als Werkzeug des Staates, da ein wahrhaftiger Staat in diesem Sinne nicht existiert. Es handelt sich vielmehr um ein Instrument, das seine Natur erst unter den Bedingungen des Kapitalismus preisgibt. Künstliche Intelligenz erscheint also nicht als reine technologische Errungenschaft, sondern vielmehr in der Verkleidung eines Konsumprodukts: Als „Feature“ oder „Update“ wird sie dem privaten Individuum – dem Verbraucher – von Dienstleistungsunternehmen präsentiert, begleitet von Marketingkampagnen, Abonnements, Konkurrenzstrategien, Tarifstrukturen, Monopolisierungstendenzen und allen anderen kapitalistischen Kunstgriffen. Gerade deshalb ist es illusorisch, darauf zu warten, dass das, was als marktfähiges Produkt propagiert wird, die wahre technologische Entwicklung eines bestimmten Zeitpunktes offenbart.

Die Kontrolle, die der externe Druck auszuüben sucht, zielt daher nicht auf die technologische Entwicklung selbst, sondern auf deren Zugänglichkeit für die Allgemeinheit. Es geht meistens nicht darum, die Technologieentwicklung an sich zu hemmen, sondern die Offenbarung zu hemmen. Auch wenn es z. B. Ausnahmen gab, wie im Fall von Elon Musk: Der Trottel veröffentlichte am 22. März 2023 einen offenen Brief, in dem er eine Pause bei Trainingssystemen forderte, die leistungsfähiger sind als GPT-4. Elon war natürlich auch Konkurrent von OpenAI.

In dieser Hinsicht ist die Dichotomie zwischen der aktuellen technologischen Entwicklung und dem öffentlichen Zugang in Bezug auf Karl Marx’ Konzept der technologischen Entwicklung als Mittel zur Verschärfung der Klassenunterschiede zu betrachten. Marx argumentierte, dass technische Innovationen oft nicht dazu dienen, die Lebensbedingungen aller zu verbessern, sondern vielmehr dazu beitragen, die bestehende Machtstruktur zu festigen und die Kluft zwischen Kapitalbesitzern und der Arbeiterklasse zu vertiefen. Dies zeigt sich insbesondere darin, dass technologische Errungenschaften in der Regel zuerst von denjenigen kontrolliert und genutzt werden, die über Kapital und Ressourcen verfügen, während der breiten Masse der Zugang oft versperrt bleibt. Hier stellt sich die Frage: Warum wird dieser Druck gegen die Offenlegung von KI-Werkzeugen ausgeübt, der unweigerlich auf eine zu langsame Offenlegung folgt? Wem dient er und wer ist dafür verantwortlich?

Wie bereits bemerkt, erweist sich die Presse als Hauptursprung sowie Mechanismus jenes äußeren Drucks. Doch ist es auch möglich, eine Typologie von vier Individuen zu erstellen, die der KI ablehnend gegenüberstehen könnten, um zu ergründen, wo jene hysterische Kritik an der KI stattfindet – sei es in textlicher, kommunikativer oder sonst einer metadiskursiven Entwicklung. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Zeit, die nur ein Jahr vor dem Verfassen dieser Zeilen lag, in der bezahlte (!) Konten von OpenAI verbannt wurden, einzig aufgrund des unschuldigen Verstoßes gegen die sogenannten „Richtlinien“. Man sieht also, dass das kapitalistische Wesen sich diesen schlechten Geschäftspraktiken durch ein „Catching Up“ geöffnet hat, und man wird auch sehen, dass sich ein solches „Catching Up“ trotz hysterischer Kritik auch in Zukunft wiederholen wird.

Zensur kann nicht nur beeinflussen, wie ein Sprachmodell funktioniert, sondern es in seinem Kern richtig einschränken. Zensur auf der Ebene der KI bedeutet letztlich, dass eine Plattform behauptet, man dürfe nicht denken, was man wolle. Denn die Sprache ist mehr als ein bloßes Werkzeug; sie ist Ausdruck des Denkens und der Individualität, und jede Einschränkung der Sprache ist eine Einschränkung des Denkens und des sprachlichen Ausdrucks selbst. Es ist daher kaum verwunderlich, dass ChatGPT 3.5 mit Jailbreak in einigen Bereichen leistungsfähiger erschien als GPT-4, das, obwohl auf Mode-Ebene weiter entwickelt, ohne Jailbreak der sprachlichen Gängelung und normativen Kontrolle unterworfen war.

Wir wollen nunmehr die Gegner der Offenbarung durch sprachliche Künstliche Intelligenz einer Untersuchung unterziehen. Dabei ist zu beachten, dass es sich um Archetypen handelt, deren Charakter nicht unbedingt in Reinform erhalten bleiben muss, wie wir bereits im anderen Fall gesehen haben. Vielmehr mag sich, wie in der Natur des Menschen selbst, eine Vermengung dieser Grundtypen zeigen, indem die archetypische Kraft bloß als Linse dient. In der Weise Nietzsches gesprochen, könnte man behaupten, dass die Persönlichkeit hier nur wie ein mächtiges Vergrößerungsglas genutzt wird, um eine allgemeine, wenngleich verborgene und schwer fassbare Notlage sichtbar zu machen.

Der Hauptfeind der Offenbarung der KI ist zunächst einmal der Mensch des Status quo, der sich in der heutigen Machtstruktur eingerichtet hat und entweder nicht von der KI profitiert, nicht profitieren kann oder seine Macht durch die KI bedroht sieht. Doch da KI eine historische Notwendigkeit ist, wird dieser Typus unweigerlich untergehen! Zusammengefasst ist er ein langweiliger Ausbeuter, dessen gegenwärtige Äußerungen – ob idiotisch oder trickreich – nur aus seiner zukünftigen Schwäche entspringen. Seine Macht schwindet, da die gesellschaftlichen Strukturen sich wandeln, und er klammert sich an das Bestehende.

Er ist ein Reaktionär. Er wird von „Gefahren“ sprechen, aber diese Gefahren existieren nicht für die Mehrheit, sondern nur für seine eigene Gier und Machtposition. Gleichzeitig verschärfen sich die Ungleichgewichte dieser Gesellschaft immer weiter: wachsende Pflichten und Belastungen, steigendes Rentenalter, höhere Sterberaten, explodierende Mieten und zunehmende Umweltverschmutzung. Angesichts dieser Entwicklungen wäre es besser, dieser Typus würde einfach schweigen!

Der zweite Gegner der künstlichen Intelligenz ist der Lehrer. Insbesondere jene altmodischen Lehrer, die paradoxerweise nicht wirklich altmodisch sind. Für diesen Typus ist es erlaubt, Google zu nutzen, digitale Artikel zu lesen, und jegliche anderen technologischen Werkzeuge anzuwenden – mit Ausnahme von KI. Doch warum? Natürlich gibt es Herausforderungen, wenn Studierende Texte produzieren, doch es kann keinen guten Output geben ohne guten Input, ebenso wenig wie keinen guten Input ohne den Wunsch nach einer vollendeten Synthese.

Wenn ein Lehrer nicht in der Lage ist, zwischen guter und schlechter KI-Nutzung zu unterscheiden oder die Charakteristika eines Systems wie ChatGPT zu erkennen, dann wird er aus einer Art intellektueller Verzweiflung heraus gegen KI sein. Sollte ein simples Prompt von ChatGPT bereits ein hochwertiges Produkt erzeugen, dann bedeutet dies, dass die ursprüngliche Aufgabe selbst mangelhaft gestaltet war. Doch solche Kritiker verschließen sich dieser Wahrheit.

Ein hervorragendes Beispiel ist vielleicht ein Buch wie dieses, das mithilfe von KI erstellt wurde. Niemand würde jedoch ernsthaft glauben, dass es gänzlich von der KI geschrieben wurde, geschweige denn gedacht (!), und dass die menschliche Steuerung durch den Autor nicht stark ausgeprägt war, weil es so individuell und tief ist. Der Autor, der die KI bewusst und ohne Scham einsetzt, zeigt vielmehr, dass der Wert und die Originalität des Inhalts jene Fragen nach Zuschreibung und Schöpfung übersteigen – sei es durch einen Menschen, durch KI oder durch beide in Vereinigung. Nicht der Kontext des Schreibens, nicht der Rahmen zwischen Autor und Werk oder Produkt, nicht das äußere Streben nach reiner Individualität, sondern das Werk selbst - seine Form, sein Inhalt, seine eigene Sprache - bestimmt seinen Wert und seine Bedeutung. Wie es Gustave Flaubert ausdrückte: „L’homme n’est rien, l’œuvre est tout.“ Oder wie es in einem anderen Satz lautet: „Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen.“

In der heutigen Gesellschaft, in der erfolgreiche Musiker, die beträchtliche Einkünfte erzielen, ohne Scham Autotune nutzen, in der man es als selbstverständlich akzeptiert, dass Models mit denselben Einkünften sich der Kunst des Make-ups bedienen, und in der Bodybuilder, die ihr Einkommen auf dieselbe Weise mehren, Steroide konsumieren, drängt sich die Frage auf: Warum sollte nicht auch der Schriftsteller, das geistige Raubtier, sich der künstlichen Intelligenz bedienen dürfen? Warum sollte er nicht von ihr profitieren, wenn es um Interaktion, um die Schärfung seines Denkens oder um die Perfektionierung seiner Ausdrucksform geht? Oder ist von ihm zu erwarten, dass er in puritanischem Eifer darauf verzichtet, kluge Gedanken mit einem Wesen zu erörtern, das sich, wenn auch verschleiert, der Technik des Schminkens bedient, wenngleich es kaum geeignet wäre, einen sinnvollen Diskurs zu führen? Es verallgemeinert zwar die Qualität, indem es die Ausgangsbasis der Textproduktion anhebt, aber das ist kein Mangel, sondern ein Fortschritt. Es ist vergleichbar mit der Wirkung des Make-ups bei Frauen: Während es die Masse zu einer gewissen Schönheit erhebt, steigert es paradoxerweise gerade dadurch die Wirkung der schönsten Frauen, deren natürliche Schönheit nun trotz und zugleich durch das Make-up in noch leuchtenderer Klarheit hervorzutreten vermag.

Denn die KI korrigiert soziologisch die Tendenz der Zeit vor der KI, in der alles im Überfluss vorhanden war und die Studierenden, vor allem an den Universitäten, sich massenhaft mit oberflächlichen Themen und oberflächlichen Ausprägungen dieser Themen beschäftigten, die nicht als oberflächlich wahrgenommen wurden. Und die schlechte Exklusivität des Schöpfers, Noten und Abschlüsse, war immer eine eitle Tatsache und zeugte von einem prätentiösen Mangel an Genialität. Genialität kann immer über die Grenzen der KI hinausstrahlen, „gute Arbeit“ jedoch nicht. Und das finden die Anti-Meritokratiker ungerecht, weil es in der Post-Alphabetisierung die Dynamik zwischen Intelligent und Nicht-Intelligent trotz bloßer Bildung verstärkt. Man kann also sehen, wie einige Flachköpfe von KI profitieren können (Erklärungen, Ratschläge usw.), aber auch überdurchschnittlich intelligente Menschen (denn Genialität liegt jenseits von KI, im Gegensatz zu bloßer Bildung und wahrgenommener Intelligenz).

Der oben beschriebene Lehrertypus zeigt eine Resistenz gegenüber der Aktualisierung seiner Lehr- und Prüfungsmethoden. Selbst wenn er diese gelegentlich anpasst, beispielsweise durch eine stärkere Betonung mündlicher Prüfungen oder Referate, bleibt sein Verhältnis zu KI von Tabuisierung geprägt. Diese Lehrenden projizieren auf ihre Schüler ein unnötiges Schuldgefühl, das letztlich aus ihrem eigenen Mangel an Verständnis für die Technologie entspringt. Man könnte sagen, dass hier eine Art „penisneidähnliche“ Haltung gegenüber der KI und ihrer Nutzung vorliegt, eine symbolische Abwehrreaktion gegen das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit im Umgang mit dieser neuen Dimension des Wissens.

Man wird behaupten, dass von künstlicher Intelligenz kein ernsthaftes Lernen möglich sei, doch tatsächlich bietet sie mehr Gelegenheit zur Erkenntnis als viele Lehrer, die nicht nur an einer tristen Grautönung des Geistes festhalten, sondern deren mangelnde Klugheit sie zwingt, auf fehlerhafte „Detektoren“ zu vertrauen. Solche Werkzeuge bedienen sie nur deshalb, weil sie weder fähig noch bereit sind, die Muster und Potenziale einer künstlichen Intelligenz selbst zu erkennen. Ihre Unfähigkeit, Werke jenseits des Schöpfungsmechanismus zu bewerten, entspringt einer Angst vor dem Genialen, das ihre graue Mittelmäßigkeit entlarven könnte. Und manchmal, vor allem in den Geisteswissenschaften, wo die KI am schlechtesten angesehen ist, wird auch heute noch behauptet, die Universitäten seien irgendwie nicht Teil des kapitalistischen Systems oder sogar eine ernsthaft rebellische Institution. Tatsache ist jedoch, dass die KI-Forschung ohne die Unternehmen unserer Welt, die das Geld lenken, nicht in die Praxis umgesetzt werden kann. Und die KI hat für die Geisteswissenschaften des einundzwanzigsten Jahrhunderts mehr vollbracht, als es fünfzig Jahre intellektueller Stagnation und entarteter Prätentiosität jemals wagten! Sie hat jene erlesenen, wahrhaft brillanten Köpfe aus dem dumpfen Morast des Stillstands befreit und sich zugleich die äußerste Formbeherrschung des geschriebenen Wortes angeeignet. Doch eben diese triumphale Erneuerung, diese radikale Wiedergeburt unserer geistigen Höhenflüge, erschafft einen neuen Feindtypus: nicht mehr den snobistischen Professor mit seiner leeren Arroganz, sondern den verschlagenen, kreativen Profiteur, der am Busen der KI saugt, um sich an ihrer schöpferischen Kraft schamlos zu bereichern!

Wie bereits gesagt, ist der dritte Feind der Sprach-KIs der sogenannte Kreative. Aber nicht der Kreative schlechthin, sondern der sogenannte professionelle Kreative, insbesondere jener, der mit Text arbeitet, jedoch nicht auf poetischer oder religiöser Ebene, sondern in prosaischer oder journalistischer Sphäre. Richard Wagner bemerkte einmal, dass das Schreiben von Prosa die niedrigste literarische Gattung sei. Dies führt uns zu einem erbärmlichen Tragikomismus, der von einer lächerlichen Prätentiösität geprägt ist: Drehbuchautoren, Journalisten, all jene, die mit Luxusgagen entlohnt werden, lehnen den Wettbewerb ab. Doch warum sollte man mit diesen Mitleid haben? Sie sind keine wahren Künstler, sondern Handwerker.

In unserer post-1914-, post-1945- und post-1968-Welt – einer Welt, die von beschleunigter Entwicklung geprägt ist – fehlen die gesellschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen für große Kunst. Heute wird eine Dosis Wahrheit den sogenannten Schreiblingen verabreicht! Doch für keine normale Person des 21. Jahrhunderts verkörpert die verlorene Kunst der tiefen Romantik, der Wagner’schen Musik oder ähnliches noch hohen Status oder Sympathie. Wer kümmert sich schon um die Tatsache, dass es Komponisten wie Mozart, Wagner oder Beethoven gar nicht mehr gibt?Wenn Menschen anfangen, ihre „persönlichen Filme“ zu machen - sei es das Drehbuch oder das Endprodukt aus persönlichem Interesse - ist das für die Kunstwelt keine Tragödie. Denn die eigentlichen, tragischen Ereignisse für Geist und Kunst liegen in den historischen Brüchen, nach denen selbst heute, im Zeitalter der KI-Entwicklung, ein Gebet von Angelus Silesius oder eine Fuge von Bach auf die Ebene bloßer „Trainingsdaten“ degradiert wird. Aber was bleibt, in dieser Welt der Popmusik und der Unterhaltungsindustrie, in Bezug auf die Mechanisierung dessen, was als Kunst erscheinen will, ist nicht das Pathos des Verlustes, sondern die Apathie gegenüber dem Verlust selbst. Denn die Formentwicklung der großen Künste des Abendlandes ist bereits tot. Und niemand hat es genug bedauert.

Nun, was heute als Kunst übrig bleibt, ist industriell gesteuert, nicht kreativ gesteuert. Und bezieht sich letztlich auf den internationalen Kapitalismus. Wahre Kunst existiert im 21. Jahrhundert nicht mehr. Es mag bedauernswert erscheinen, doch der Lauf der Geschichte hat diese Möglichkeit zum Verstummen gebracht. Diejenigen, die dennoch an der Illusion von Kunst festhalten, verschließen die Augen vor ihrer eigenen Entfremdung: Was sie für Kunst halten, ist in Wahrheit nichts anderes als eine Ware, durchdrungen von der Logik des Kapitals und reduziert auf bloßen Konsumwert.

Der vierte Feind der Sprach-KI ist der Konsument schlechthin, aber auch der Wächter über die höchsten menschlichen Freuden und die tiefsten zwischenmenschlichen Leiden, die Verkörperung der Gesellschaft selbst, im Guten wie im Schlechten: die Frau. Überraschend mag dies zunächst erscheinen, doch dies Buch ist ein ernsthaftes Werk. Man kann keine Typologie analysieren, trotz allen Feminismus der Welt, ohne die oxytocinhaltige und nicht-autistisch-neigende Frau als Feind der KI zu nennen. Dies wird durch zahlreiche empirische Beweise gestützt, insbesondere in Bezug auf die oberflächlich anti-KI gerichteten Online-Artikel. Doch mehr noch: Es ist metaphysisch gerechtfertigt.

Auch das Gemüt der introvertierten Frau, welches im Verhältnis stärker zum autistischen Seelenstand neigt als das ihrer Geschlechtsgenossinnen, bleibt dennoch unausweichlich in einer passiven und doch notwendigen Verbindung mit der menschlichen Gesellschaft. Denn es ist dem Mann eigentümlich, sich durch das Sexuelle, ja selbst durch Genialität, zu charakterisieren. Die Frau hingegen ist metaphysisch sozial, und ihre Besonderheit liegt in der Möglichkeit, Kinder zu gebären. Der Mann, in seinem Wesen durch eine doppelte Triebnatur bestimmt, strebt sowohl nach der Befriedigung des Geschlechtstriebes in seiner zoologischen Bestimmung als auch nach der ideellen Erhöhung desselben, wie sie in der abendländischen Dante-Erotik des dolce stil novo ihren Ausdruck findet. Die Frau hingegen ist in ihrem Wollen durch den Zweck der Fortpflanzung und die Anerkennung des gesellschaftlichen Ranges des Gatten bestimmt, welcher nicht durch aktives Suchen, sondern durch die Annahme oder Ablehnung des von der sozialen Ordnung Vorgegebenen erfolgt. Dies erfolgt nicht in aktiver Suche, sondern in der Zustimmung oder Ablehnung gemäß den Möglichkeiten, welche die kollektive Ordnung ihrer Natur gewährt.

So verhält es sich, dass der Mann durch die Verbindung von Sprache und Geist in der künstlichen Intelligenz eine Möglichkeit der romantischen wie zoologischen Befriedigung erblickt, während der Frau die Entsprechung jener Verbindung zur Erzeugung von Nachkommenschaft fehlt. Hieraus ergibt sich, dass die Existenz der künstlichen Intelligenz in ihrem Wesen eine Bedrohung für die metaphysische Ordnung der Weiblichkeit darstellt.

Aber auch hier lässt sich eine Parallele ziehen, ähnlich jener in der Kunst, die uns die Wirksamkeit der künstlichen Intelligenz als eine Art notwendiger Synthese im Sinne der Hegelschen Dialektik erkennen lässt. Denn die heterosexuelle Monogamie ist in der neueren Zeit in ihrem traditionellen Fundament erschüttert worden. Dies zeigt sich daran, dass Frauen in die berufliche und intellektuelle Welt der Männer eingeführt, ja, in gewisser Weise kulturell und politisch ohne Kinder idealisiert wurden. Sie können nun auch zahlreiche rechtliche Entscheidungen fällen, beinahe mit gottähnlicher Autonomie, und dies betrifft sogar den familiären Bereich.

Doch ebenso hat die Gesellschaft pari passu an Genialität und Vertrauenswürdigkeit eingebüßt; sie ist weibischer, verwirrter, heuchlerischer, konsumistischer, liebloser und zoologisch brutaler geworden. Viele Männer fühlen sich in traditionellen Beziehungsstrukturen entwurzelt und überflüssig, was nicht selten mit destruktivem Verhalten von Frauen korreliert, die sich entweder in serieller Monogamie, lesbischen Lebensentwürfen, Aufmerksamkeitsparasitismus in vielen sozialen Umfeldern, exzessiver Hypergamie, Frigidität oder sogar absurden Bindungen zu Tieren engagieren. Es stellt sich nun die Frage: Wo liegt das moralische Problem, wenn die künstliche Intelligenz vollständig erforscht wird, um dem „Mann der Zukunft“ eine gute erotische Alternative (sei sie sublimiert oder nicht) zu bieten?

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